
Mobbingerlebnis
Nicht nur in Deutschland greift Cybermobbing immer mehr um sich, sondern auch in England. Schon 2007 wurde in der SZ ein Artikel von Peter Wagner unter dem Titel „Warum Lehrer in England Angst haben“ veröffentlicht. Darin hat er festgestellt, dass eben das bekannte Bullying jetzt auch im Internet sattfindet und unter Cyberbullying immer mehr Lehrer leiden.
„Beim Cyberbullying nehmen die vermeintlich stärkeren Schüler auch das Internet und Handys herbei, um schwache Schüler oder Lehrer vorzuführen“.*Eine schwache Schülerin in den Augen des Mobs schien die 15-jährige Holly Grogan gewesen zu sein. „London – Sie fühlte sich in Online-Netzwerken wie Facebook mehrfach gemobbt – jetzt hat sich (das) Mädchen in England vermutlich unter Anderem wegen solcher Hänseleien umgebracht. Holly Grogan war 15 Jahre alt, als sie vergangene Woche nahe der Stadt Gloucester von einer Brücke sprang, wie die britische Zeitung The Times am Montag berichtete“

Wohin?
Dabei ist Holly nicht das erste Opfer. Im Januar 2008 versuchte sich ein 16-jähriger das Leben zu nehmen und überlebt jeoch zum Glück den Selbstmordversuch. „ Der Junge versuchte sich umzubringen, nachdem er erkannte dass ein homosexuelles Cyber-Verhältnis, auf das er sich auch emotional eingelassen hatte, von einer dritten Person mit Hilfe einer erdachten Identität inszeniert und Details daraus weitergegeben worden waren“.**
Und für den Täter erfolgte zum Glück und erstmalig in England eine Verurteilung, die er so schnell nicht vergessen wird. „Der 17-jährige Täter wurde für zwölf Monate unter Beobachtung eines Jugendhilfe-Projektes gestellt und dazu verurteilt, seinem Opfer 250 Pfund Schmerzensgeld zu zahlen. Im Laufe des Prozesses wurde klar, wie weit die Wahrnehmungen von Opfer und Täter auseinander klafften: Auch für den Mobber war der Selbstmordversuch ein Schock, weil er mit so einer Konsequenz nicht gerechnet hatte. Für ihn war das Mobbing mit virtuellen Mitteln ein Streich, den er später bedauerte“.**

Mobbing Improvisation 3
Im Fall der englischen Lehrerschaft hat sich zu mindest mal die Gewerkschaft aktiv gegen Mobbing oder Cyberbullying zur Wehr gesetzt, was nur zu begrüßen ist. Bei uns hört man kaum etwas von den Gewerkschaften zum Problem Mobbing oder Cyberbullying.
>>“Dont´t give power to bullies“ heißt es auf der Webseite, gebt den Tyrannen keine Macht. Mit dieser Forderung marschierte unlängst die britische Lehrergewerkschaft NASUWT zum britischen Erziehungsminister Alan Johnson. Der NASUWT-Generalsekretär Chris Keates erzählte Johnson von einem Versuch: Die Gewerkschaft hatte probeweise und nur für fünf Tage eine Webseite online gestellt, auf der Lehrer ihre Erfahrungen mit Mobbing im Internet schildern konnten. Fast 100 Lehrer meldeten sich in dieser kurzen Zeit zu Wort und berichteten von Vorfällen, die ihnen selbst oder Kollegen passiert waren. Viele waren gefilmt worden, unter anderem hatten Schüler einem ihrer Lehrer die Hose heruntergezogen und die Szene mitgeschnitten“.**

Mein Büro, oder wenn man am Arbeitsplatz bespitzelt wird
Man darf sich die Frage stellen, wann bei uns endlich Cybermobbing strafrechtlich geahntet wird und die Politiker und Gewerkschaften endlich ihre Verantwortung wahrnehmen, bevor es zu einer weiteren Eskaltion kommt. Erinnert sei hier nur an Winnenden und die Tatsache, dass Mobbing wahrscheinlich die Hauptursache für die Handlungen von Tim K. waren. Zu Ansbach und Zwickau erzählt man uns ja nichts zu den Hintergründen.***
Letzte Änderungen am 02.09.2015
*ttp://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/382738
**http://magazine.web.de/de/themen/digitale-welt/internet/8956764-Mobbing-Maedchen-begeht-Selbstmord,page=1.html
***http://deutschlandwaehlt2009.wordpress.com/2009/09/20/die-deutsche-gewaltorgie-geht-weiter/
http://deutschlandwaehlt2009.wordpress.com/2009/09/15/tim-k-doch-einen-mobbingopfer/