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Steuerfahnder und Mobbingfall Marco Wehner.

24. November 2009

Wenn man Politiker bei ihren Geldschiebereien erwischt, schlagen sie unbarmherzig zurück. Wenn man als Mitarbeiter einer Behörde oder eines Unternehmen seine Arbeit sehr gut und qualifiziert erledigt, wird man einfach gemobbt. Wenn man dann noch in Hessen lebt und als Finanzbeamter arbeitet und seine Arbeit liebt und sehr gut verrichten will, erlebt man die Höhle auf Erden.

So geschehen und nachweislich dokumentiert im Mobbingfall Marco Wehner. „….Als Frankfurter Steuerfahnder (hat er) gegen den ehemaligen Schatzmeister der CDU, Walther Leisler Kiep (ermittelt). Das dunkelste Kapitel der Hessen-CDU. Es geht um illegale Parteispenden, getarnt als jüdische Vermächtnisse und um Steuerhinterziehung im großen Stil, um Millionen von Schwarzgeld, das die CDU in einer Stiftung in Liechtenstein versteckt hat. Marco Wehner ist auch dabei, als Frankfurter Fahnder die Daten von Hunderten deutschen Anlegern auf einer CD-ROM erhalten. Auch hier geht es um Schwarzgeldkonten in Liechtenstein. Rund 80 Fälle aus Frankfurt sind dabei, doch Wehners Chef und seine Fahnder werden von hohen Vorgesetzten des Finanzamtes ohne Begründung zurückgepfiffen“.(1)

Der Schrei

Der Schrei.

Und Marco Wehner war ein Topermittler, hat vieles ans Tageslicht gebracht, was Politikern und Strippenzieher in Hessen gar nicht passte. Obwohl sich sich dann ein Kollege mit der Bitte um Hilfe an die Politik gewandt hat, wurde Marco Wehner nicht nur die Hilfe entzogen, sondern er bekam zu spüren, was es heißt, wenn man jemanden fertig gemacht wird nach Strich und Faden.

„Am 21. April 2004 beschreibt ein Steuerfahnder diesen Vorgang detailliert in einem Brief an Finanzminister Weimar und Ministerpräsident Roland Koch und informiert die Politiker auf dem Dienstweg davon. Kein Beistand, keine Hilfe, kein Dank für den Hinweis. Nichts geschieht. Aber Marco Wehner bekommt ab jetzt die kalte Macht der Verwaltung zu spüren. Das bürokratische Mahlwerk springt an – es wird ihn fast vernichten. Er wird ohne Begründung in den Innendienst versetzt und zur Hilfskraft degradiert. Wie die anderen Fahnder muss auch er beobachten, wie seine ursprüngliche Stelle, die angeblich gestrichen werden sollte, plötzlich wieder ausgeschrieben wird. >>Alles, was ich ab dann gemacht habe, wurde kritisiert<<, erzählt Wehner. Prüfte er gründlich, war es seinen Vorgesetzten zu langsam. Prüfte er zügig, war es ihnen zu flüchtig. Jede Kleinigkeit wurde beobachtet. Täglich und monatelang Zurechtweisungen, Intrigen, Demütigungen. Mobbing wie aus dem Lehrbuch„.(1)

Das Gefälligkeits- gutachten, oder der Archipel Gulag lässt grüßen

Vielleicht liegt in so einem Fall wie der von Marco Wehner der Grund dafür, dass wir kein Anti- mobbinggesetz haben, denn dann würden wohl vielen Politikern und Strippenzieher das Handwerk gelegt. Im Fall Marco Wehner erleben wir die „stalinistische Praxis“ des deutschen Gesundheitswesen, unfassbar was da abging.

„Nach längerer ärztlicher Behandlung, erfährt er von der Finanzverwaltung, er solle untersucht werden. Wehner muss zu einem Termin bei Psychiater Thomas H. im Hessischen Versorgungsamt. Am 1. Oktober 2007 tritt Wehner in das karge Behandlungszimmer, will dem Arzt die Dokumente zeigen, über die merkwürdigen Versetzungen, Unregelmäßigkeiten und Straftaten der Verwaltung. Doch der Psychiater sagt: >>Das brauchen wir alles nicht.<< Wehner betont, dass er arbeiten kann und will, dass ihm Unrecht geschieht.

Der Arzt, scheint nach einstündigem Gespräch verstanden zu haben und sagt: >>Machen Sie sich keine Gedanken, es wird sich alles lösen.<< In seinem Gutachten, dass Wehner erst viel später zu sehen bekommt, wird stehen, dass der Beamte Marco Wehner unheilbar psychisch krank sei, unter Anpassungsstörungen leide und deshalb dauerhaft dienstunfähig sei – ein medizinisches Todesurteil für einen 37-jährigen Familienvater. Eine Nachuntersuchung sei nicht erforderlich, schreibt der Arzt.

Am 1. April 2009 wird Wehner vom Land Hessen zwangspensioniert – mit 39 Jahren. Zu dem Zeitpunkt ermittelt bereits die Ärztekammer gegen den Psychiater wegen Gefälligkeitsbegutachtung. Doch das Mahlwerk der Finanzverwaltung lässt sich davon nicht aufhalten. Wehner wird als psychisch kranker Staatsdiener nach Hause geschickt“.(1)

Und von der Politik, kein Wort dazu. Unfassbar was in Deutschland im Jahre 2009 alles möglich ist. Mobbing bis zur gesundheitlichen Vernichtung und das bei unserem Grundgesetz.

Letzte Änderung am 17.11.2015

1)http://www.webnews.de/http://www.fr-online.de/top_news/2093289_Steuerfahnderaffaere-Die-geplante-Zerstoerung-des-Marco-Wehner.html