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Horror ADAC oder wenn die gelben Engel mobben

25. November 2010

In Bayern gibt es kein Mobbing

Eigentlich sind sie im Straßenverkehr als gelbe Engel bekannt, die bei jeder Autopanne Rat wissen oder helfen können. Nicht so für die  langjährige Sekretärin des ADAC Nordbayern, sie wird von ihrem Vorgesetzten sexuell belästigt und teilt dies am 13. Februar dem Betriebsrat mit.

„Auf zwei Seiten wirft sie ihrem Vorgesetzten, angereichert mit vielen, detaillierten Beispielen Sexismus der übelsten Form vor: Wie er sich im Büro vulgär über intimste Dinge auslasse. Wie er ständig über sein Sexualleben schwadroniere. Wie er abfällig und obszön über Mitarbeiterinnen und überhaupt über Frauen herziehe. Wie er sein Handy gezückt und damit den Po einer Untergebenen fotografiert habe. Genauso wie das Tattoo auf ihrem eigenen Rücken, das zufällig beim Bücken zwischen Hose und Bluse zum Vorschein gekommen sei. Unter all dem leide sie inzwischen gesundheitlich, beklagt sich die Frau und bittet eindringlich darum, dringend Abhilfe zu schaffen„. (1)

Die Folge ist dann wie immer bei Beschwerden, insbesondere, wenn man den Betriebsrat einschaltet, man wird gefeuert. „Wenig später ist sie ihren Job los. Per Auflösungsvertrag und Abfindung. Im Gegenzug verspricht die Frau Stillschweigen; auch auf SZ-Anfrage hält sie sich daran“. (1)

Stillschweigen ist für die Täter das A und O, Richter unterstützen sie dann noch dabei und lassen sich dann auch noch die Fotos zeigen. Ziemlich abartig was hier in diesem Land so an Gerechtigkeit und Humanität am Arbeitspaltz abgeht, gerade wenn man ein gelber Engel in Bayern ist, denn dort gibt es laut ungeschriebenem Gesetz von oben kein Mobbing.

Und nun die Klärung. „Herbert Behlert, der Chef des 923.000 Mitglieder zählenden ADAC Nordbayern, schweigt sich zum Grund der Trennung ebenfalls aus“ und behauptet, „im Übrigen kenne weder der Vorstand noch die Geschäftsführung den Brief der Frau, sagt er auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung. Zugleich treten sowohl Behlert als auch der beschuldigte Vorgesetzte den in dem Brief enthaltenen Vorwürfen vehement entgegen und bestreiten diese als unzutreffend“.(1) Nachpürfen muss er erst gar nicht unter Spezies erfolgt gleich der Freispruch.

Die Betriebsratsvorsitzende erzählt jedoch der Presse etwas anderes. „Die damalige Betriebsratsvorsitzende Daniela Aigenstuhler hat da Zweifel. „Sie habe mehrfach versucht, mit dem Vorstand des ADAC Nordbayern über die Vorwürfe zu sprechen, sagt sie. Sogar jedes Vorstandsmitglied habe man einzeln angeschrieben und um ein Gespräch gebeten. Es gab keine Resonanz, und alle unsere Bemühungen, die Sache aufzuklären, liefen ins Leere, sagt Aigenstuhler“. (1)

Doch wer die Zustände bei den gelben Engel in Nordbayern kennt, der wundert sich über gar nichts mehr, außer dass man sie Engel nennt. „Seit Ende September sitzt ein 47-jähriger Mitarbeiter in Untersuchungshaft. Er soll auf Rechnung des ADAC Ware für sich privat eingekauft haben. An drei Komplizen soll er Rechnungen für Leistungen, die diese nie erbracht hätten, zur Zahlung angewiesen haben. Die Nürnberger Oberstaatsanwältin Antje Gabriels-Gorsolke spricht vom Verdacht der Untreue in einer Vielzahl von Fällen und einem Gesamtschaden von vermutlich mehr als 400.000 Euro allein seit 2005. Der Beschuldigte machte bei den Ermittlern bislang keine Angaben. Auf SZ-Anfrage wollte sich auch sein Verteidiger nicht äußern“. (1)

Und auch das ist bekannt, wo Korruption und Vetternwirtschaft blüht, da ist Mobbing Alltag. Jeder weiß das, doch alle schweigen darüber. Und es war eben wohl auch kein Einzelfall mit der Sekretärin, Po`s sind wohl die Leidenschaft der gelben Engel. “

Nun will die Gewerkschaft Verdi öffentlichen Druck aufbauen, um die Verantwortlichen des ADAC Nordbayern zur Aufklärung aller Vorwürfe zu zwingen. Denn mehr noch als über das Betriebsklima hatte die Sekretärin über angeblichen Sexismus ihres Vorgesetzten geklagt. Er soll Gesäße von Mitarbeiterinnen fotografiert und sich permanent vulgär über intimste Dinge und weibliche Beschäftigte ausgelassen haben (die SZ berichtete). Die Vorwürfe gegen den Mann erhalten nun neue Nahrung“.(2)

Und nicht nur die Po´s der Mitarbeiterinnen haben den Vorgesetzten Tag und nacht beschäftigt, er hatte generell einen Hang zur Pornografie, was sollte er auch den ganzen lieben langen Tag machen, als Vorgesetzter?

„Es existiert eine CD-Rom mit teilweise pornographischen Bildern, die auf dem Dienst-PC des Mannes abgelegt waren, sagt Harry Roggow, Verdi-Sekretär in Nürnberg. Der ADAC Nordbayern dementierte dies auf Anfrage. Auf dem Laptop des Beschuldigten seien keine erotischen oder pornographischen Fotos vorhanden, erklärte der nordbayerische ADAC-Vorsitzende Herbert Behlert zwei Tage, nachdem die SZ nach der CD gefragt hatte.(2)

Zwei Tage danach, was da wohl mit dem Laptop gemacht wurde, der raucht wohl heute noch, so heiß wurde er.

„Verdi will nun eine Unterschriftenaktion starten. Rückenwind erhalten die Kritiker vom früheren nordbayerischen ADAC-Chef Peter Spruß. Er sagte am Freitag, es gebe seit einigen Monaten verstärkt und immer wieder Klagen über die Führung. Kritischen Mitarbeitern werde sehr schnell mit Kündigung gedroht und es werde „gegenüber dem Personal nicht die feine Art an den Tag gelegt“.(2)

Siehe da, es herrscht wohl auch beim ADAC ein System Mobbing, das da heißt, wer denkt und sagt was er meint, der darf dann schon gleich mal gehen. Hire and fire nennt man das in der Ökonomie, nur wo ist da die Moral der gelben Engel?

1)http://www.sueddeutsche.de/bayern/2.220/adac-nordbayern-unliebsame-kollegen-systematisch-muerbe-gemacht-1.1025792

2)http://www.sueddeutsche.de/bayern/adac-unter-druck-nicht-die-feine-art-1.1026341