Man mag es schon gar nicht mehr hören und offenbar aus Angst berichten auch deutsche Medien lieber über die Drogen- und Alkoholexzesse irgendwelcher Filmstars als über den Alltag von Schülerinnen wie Phoebe Prince (15)* oder Carl Joseph Walker-Hoover, einem 11-jährigen Opfer einer an Homophobie leidenden Gesellschaft, die ein Kind mit abschätzigen Bemerkungen fertig gemacht hat, dass noch nicht einmal wusste, was Sexualität überhaupt bedeutet. (3)
Phoebe kam erst 2009 aus Irland in die USA nach South Hadley im Bundesstaat Massechusetts, da dort Verwandte der Familie lebten.
An der dortigen High School begann dann für Phoebe sehr schnell das Martyrium, das Carl Joseph schon hinter sich hatte. Phoebe wurde von einer Clique von insgesamt 9 älteren Tätern und Mitschülern systematisch über drei Monate per SMS, über Facebook aber auch persönlich gemobbt und fertig gemacht.
Am 14. Januar erhängte sich Phoebe Prince. Der Staatsanwalt ermittelte nun und erhob jetzt daraufhin Anklage gegen 6 Täterinnen und Täter wegen verbalem und gewalttätigem Verhalten und Androhung von physischer Gewalt. Phoebe wurde von einem Mädchen mit einer Dose alkoholfreiem Getränk angegriffen. „As she walked home, one of the „Mean Girls“ drove by and threw a can of Red Bull at her”.(4)
Und zum Entsetzen aller fand der Staatsanwalt heraus, dass die Schulleitung von den Mobbingattacken wusste und nichts unternahm, eine schockierende Einstellung von Pädagogen, die es leider auch bei uns gibt.
Erst im Februar dieses Jahres wurden drei Mobbingtäter der Schule verwiesen, drei sind noch immer Schüler an der High School.Phobe dagegen besucht diese Schule nun nicht mehr, sie wurde von ihrer jüngeren Schwester erhängt im Treppenhaus ihrer Wohnung gefunden. Kurz zuvor hatte sich noch eine Einladung zu einem winterlichen Schultanzabend angenommen.
Zurzeit läuft der Prozess gegen sechs von neun Tätern, die insgesamt diese Mobbingattacken gegen Phoebe zu verantworten haben.
Der Staatsanwalt hat nun die Politik aufgefordert, endlich auch für Massechusetts ein Anti-Mobbing-Gesetz, insbesondere für öffentliche Schulen, wie sie es in 20 Bundesstaaten aktuell schon gibt.
Auch Carl Joseph, der schon in jungen Jahren Obdachlosigkeit und die häuslichen Gewaltattacken gegen seine Mutter erlebte, würde wahrscheinlich noch leben, trotz der Homophobie einer bürgerlichen, verlogenen Welt des „amerikanischen Way of Live“, den es nur in den Schmierenkomödien unserer Fernsehnwelt gibt.
2009 wurde Amerika mit dieser Meldung überrascht. „Ein elfjähriger Junge (Carl Joseph Walker-Hoover) aus Massachusetts hat Selbstmord verübt, nachdem er von Klassenkameraden monatelang als Schwuchtel beschimpft worden war“.(3)
„Carl Joseph Walker-Hoover hatte sich am Montag vor einer Woche in seinem Haus in Springfield mit einem Verlängerungskabel erhängt“.(3)
Erhängt wie ein Jahr später Phoebe. Von Carl wissen wir, dass laut seiner Mutter er „viel Angst gehabt (hat), um die Anführer der Mobbing-Kampagne zu nennen“. (3) Carl ertrug die Mobbingattacken über ein halbes Jahr lang, bevor er keinen Ausweg mehr sah.
Zu Recht verweist die Mutter von Carl Joseph auf die Sorgen der USA um den Irak, doch den Krieg an eigenen Schulen erkennt man nicht oder will ihn nicht wahrhaben, weil er vor der Haustüre stattfindet.
„Ich bin verzweifelt. Wir machen uns Sorgen um die Wirtschaft und den Irak, aber über was wir uns wirklich sorgen sollten, sind unsere Schulen, erklärte Sirdeaner Walker im Interview mit dem Fernsehsender ABC. Ich war obdachlos, aber Carl und ich haben das überstanden. Ich war das Opfer von häuslicher Gewalt, aber wir haben auch das überstanden. An was wir gescheitert sind, ist das öffentliche Schulsystem.“(3)
Eine erschreckende Bilanz die wir auch aus unserem Schulsystem kennen, erinnert sei hier nur an den Amoklauf von Tim K. etwa zur gleichen Zeit und den Mobbingattacken an deutschen Schulen. Die aktuelle AMR hat über mehrere Fälle berichtet. Erinnert sei nur an Megan Meier (13), die auch nach Cybermobbingattacken sich das Leben nahm. (5)
Warum also wehren sich unsere Politiker mit Händen und Füßen noch immer gegen ein klares Anti-Mobbing-Gesetz, AMG?
Und der Fall Phoebe zeigt auch deutlich, dass das Internetprotal „Facebook“ mehr eine Plattform für Mobber ist, was schon im Fall Denise Finkel, Long Island (USA) deutlich wurde. (6) Es wäre wohl an der Zeit, dass Facebook sich mal um Ombudsleute gegen Mobbing kümmert und sich nicht nur um die schnelle Kasse im Internetgeschäft kümmert. Auch im Internet gilt die „Fürsorgepflicht des Unternehmers„.
Quellen:
http://abcnews.go.com/Technology/TheLaw/teens-charged-bullying-mass-girl-kill/story?id=10231357
http://topics.abcnews.go.com/topic/Phoebe-Prince
http://abclocal.go.com/wabc/story?section=news/national_world&id=7358086
http://www.queer.de/detail.php?article_id=10269 (3)
http://www.youtube.com/watch?v=q2O6x7gVxrw (3)
http://www.glsen.org/cgi-bin/iowa/all/news/record/2400.html (3)
http://frisch.die-neue-fr.de/?p=288 (5)
http://harrygambler2009.wordpress.com/2010/03/05/cyber-mobbing-klage-gegen-facebook-in-new-york/ (6)