Mit seinem Gedicht „Was gesagt werden muss“ (1) hat der Nobelpreisträger Günter Grass nicht nur eine Diskussion um Krieg, Atomwaffen und Erstschlagoptionen im Nahen Osten ausgelöst, sondern die Berichterstattung in der deutschen Presse offengelegt. Zu Recht spricht Grass von einer „Art gleichgeschalteter Presse„, in die auch die Flachbildschirmsender ARD und ZDF mit einbezogen werden sollte.
Die umsägliche Selbstdarstellung des „Henryk M. Broder“ (2) bis hin zu den Talkshowflachheiten geistiger Unkultur bei Jauch macht klar, in Deutschland ist vieles seit den Jahren 1984 bis 1989 auf DDR-Niveau angelangt, nicht nur das Kanzleramt mit der FDJ-Sekretärin für Agitation und Propaganda sondern auch der Umgang mit Bürgern und Dichtern in der Presse und den Sendeanstalten das öffentlichen Rundfunks.
Die These von Maxim Biller, über „die Ossifizierung des Westens“ oder die „deutsche deprimierende Republik“ (3) in Anlehnung an den Aufsatz von Jürgen Habermas über „die andere Zerstörung der Vernunft“ oder „… die Defizite der deutschen Vereinigung und über die Rolle der intellektuellen Kritik“ scheint im Fall Günter Grass zu belegen, wir sind heute auf einem Weg zurück in eine Art gleichgeschalteter Republik.
Nicht nur dass die Diskussion um und über das Gedicht von Grass eine Schlamm- und Hetzschlacht sonders gleichen ausgelöst hat, wie sie bisher nur unter der Oberfläche ablief oder in den Gerichtsälen der Arbeits- und Sozialgerichte, nein, auch die Asozialität der Ausdrucksformen hat Vorkriegsniveau erreicht und erinnert viel an die Jahre vor 1933.
Man diskutiert viel über die Jugendjahre von Grass bei der SS, 17 Jahre alt war da, aber kaum über die Stasiakte von Grass oder das Israel wegen dem illegalen Besitz der Atombombe bis heute keinen Unterschrift unter den Atomwaffensperrvertrag geleistet hat, aber dennoch aus Deutschland mit Waffensystemen versorgt wird, die viel von der Rüstungskultur der Nazis beinhalten.
Nein, man mobbt Grass mit Beleidigungen und Falschmeldungen ab, weil man schon lange die Fähigkeit zur „intellektuellen Kritik“ (4) verloren hat oder sich als Duckmäuser sonst keine Karriere in den Medien und Pressehäuser sichern kann.
Der letzte Höhepunkt dieser Schmutz- und Hetzkampagne kommt aus dem Hause Springer, wer sollte es auch schon anders sein. Laut „BILD-Zeitung“ soll Grass Probleme mit dem Herzen haben, was eigentlich bei der Hasskampagne gegen ihn nicht wundern würde, doch die Tatsachen liegen nun mal anders. Auch wenn das BILD und Politikern nicht so in den Kram passen sollte.
“ Zuvor hatte die «Bild»-Zeitung unter Berufung auf einen Kliniksprecher berichtet, Grass sei mit Herzproblemen in ein Krankenhaus gebracht worden. Der Nachrichtenagentur dpa wurde am Montagabend aus zuverlässiger Quelle bestätigt, dass Grass in die Asklepios Klinik St. Georg gebracht worden sei“. “ (5)
Nur scheinen diese Quellen und der Kliniksprecher nicht gerade von der feinen Sorte zu sein, denn der Termin in der Klinik war schon lange im voraus geplant. „Eine Sprecherin seines Büros sagte am Abend: «Frau Grass hat heute ihren Mann zu einer lange geplanten Untersuchung in ein Hamburger Krankenhaus gefahren. Wir nehmen an, dass er in den nächsten Tagen wieder zu Hause sein wird.»“. (5)
Komisch, wie man in diesem Land so mit der Wahrheit um geht. Doch machen wir uns nichts vor, für viele war der Fall Günter Grass und sein Gedicht nur man wieder Gelegenheit so richtig einen fertig zu machen, mit Kultur und Pressefreiheit hat das aber doch schon lange nichts mehr zu tun, mit Mobbing jedoch um so mehr.
2)https://dieaktuelleantimobbingrundschau.wordpress.com/2012/04/13/ein-mobber-namens-broder/
4)http://www.zeit.de/1991/20/die-andere-zerstoerung-der-vernunft